Warzenlied
Das regt sich im Fleische, das knurrt im Gebein
Das murmelt im Schutze der Haut
Im Schatten der Poren und nistet sich ein
Und gärt bis der Morgen euch graut
Schon regt sichs und wimmelt
Was fault da und schimmelt
Und wuchert und bäumt sich empor
Da sitzt es, zerkaut euch
Verschlingt euch, verdaut euch
Und lächelt und raunt euch ins Ohr:
Wir sind die Warzen die elend verhassten
Die stetig verfolgten, die niemals gefassten
Die eisern verschrienen, gehetzten, gequälten
Auf ewig mit Sünd und Schande vermählten
Die Bürde, die Plage wie jeder uns nennt
Uns Warzen, verachtet und doch existent
Wohl denkt ihr, das frisst jetzt und ist dann mal satt
Das kann ja nicht ewig so fressen
Entfernt sich dann artig und lässt von euch ab
Ihr Guten, das könnt ihr vergessen
Noch hofft ihr, zwar bangend
Den Trugschluss belangend
Arznei gäbs, die Wunder vollbringt
Mit Salben, Liquiden
Und Pilzpestiziden
Ja, müht euch, es grinst nur und singt:
Wir sind die Warzen die grausig traktierten
Die grässlich verätzten, mit Säuren beschmierten
Zerrissen, zerbissen, zerhackt ohne Reu
Doch wen wir befallen, dem bleiben wir treu
So foltert, so quält uns, wir sind ja präsent
Wir Warzen, verachtet und doch existent
Da mault ihr und wimmert
Verraten, versetzt
Und jäh steht der Ruf auf dem Spiel
Ihr wisst ja, die Optik! Und wer sie verletzt
Der fristet sein Sein im Exil
So pudert, kaschiert euch
Bepflastert, maskiert euch
Verheimlicht, bestreitet, verneint
Verstrickt euch in Lügen
In irrwitzgen Trügen
Da äugt es vergnüglich und meint:
Wir sind die Warzen, die krampfhaft versteckten
Die ewig gesuchten, die immer entdeckten
Ihr wollt uns verleumden, da kennt ihr uns schlecht
Denn wen wir beschämen, den quäln wir erst recht
Wir wüten bis niemand euch wiedererkennt
Wir Warzen, verachtet und doch existent
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