Der Tross

Hier ist dein Tross, der wird dich lenken
Hiess es damals, als es begann
Brauchst nicht zu planen, nicht zu denken
bleib du nur dicht am Vordermann
So zog ich los, erst frohen Mutes
bei Gott, gedacht hab' ich nicht viel
Ja, so ein Tross hat schon sein Gutes
Der führt dich gradewegs ans Ziel

So setz ich einen Fuss vor'n andern
Mal wird es dunkel, mal wird's hell
Ich mühe mich, im Glied zu wandern
Geh nicht zu langsam, nicht zu schnell
Und weht des Tags 'ne steife Bise
Und fängt es nachts zu hageln an
Das ist normal, das nennt sich Krise
Da heisst es: durch und sei ein Mann

Der Mensch vor mir, der hat ein Messer
Er zückt's, wenn ich den Gang forcier'
Doch halt ich ein, wird's auch nicht besser
Dann drückt's und drängelt's hinter mir
Und lass ich einen überholen
Hab ich den nächsten schon am Bein
Wohl gibt's da vorne was zu holen
Doch was zum Teufel mag das sein?

Mein Proviant wurde entwendet
Bald hat der Hunger mich besiegt
Wer grad nicht ohnehin verendet
Der lässt den vor, der ihm was gibt
Ich bin erschöpft, die Kräfte schwinden
Das Hemd ist dünn, die Taschen leer
Bald geh'n die Lahmen, Tauben, Blinden
Wie Generäle vor mir her

Der Winter trifft die hinter'n Reihen
Schon hängt ein Krüppel mir am Leib
Der sagt: mein Schatz, du musst verzeihen
Doch muss ich sehen, wo ich bleib
So geh'n wir zwei, drei Schritt gemeinsam
Und teilen stumm ein altes Brot
Schon morgen bin ich wieder einsam
Dann klatscht er nieder, mausetot

So ab und an kommt uns besuchen
Ein Herr von vorn, mit Frack und Hut
Der bringt uns Schnaps, und etwas Kuchen
Der trägt Rasur, das tut uns gut
Frag ich: könnt ihr nicht mal pausieren?
So könnten wir zusammen geh'n
Sagt der: wenn wir da vorn stagnieren
So bleibt die ganze Truppe steh'n

So kann's noch achtzig Jahre gehen
Oder nur fünf, 's ist einerlei
Es kommt der Tag, da bleib ich stehen
Und alles hinkt an mir vorbei
Langsam beginn ich zu kapieren
Wir pflegen hier den alten Brauch
Bleibe ich steh'n, werd ich krepieren
Und zieh' ich mit, werd' ich es auch